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Playwall statt Paywall

Startup Snaque ermöglicht
Premium-Content ohne Bezahlschranke

Paid Content ist das vorherrschende Thema der Verlagswirtschaft – zu Recht. Viel zu lange haben Medienhäuser allein auf Reichweite und kostenlose Inhalte im Netz gesetzt. Ob Leitmedien oder regionale Nachrichtenportale: Fast überall haben sich mittlerweile Paywalls etabliert, die es nur registrierten und zahlenden Nutzer:innen erlauben, Artikel zu lesen. Ist damit die große Frage nach der Monetarisierung journalistischer Inhalte gelöst? Teils, teils. Zwar zeigen die steigenden Abozahlen der vergangenen Jahre auf der einen Seite, dass die Medienhäuser auf dem richtigen Weg sind, auf der anderen Seite ist man nach dem Höhenflug während der Corona-Pandemie schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Grundlegendes Problem ist, dass Abos allein nicht ausreichen, um die Nachfrage der verschiedenen Leser:innen zu bedienen. Nur rund zwei Prozent der Online-Leser:innen lassen sich überhaupt zu einem Abonnement bewegen. 98 Prozent der Leserschaft springt an der Paywall ab. Zwischen Abonutzer:innen und Gelegenheitsleser:innen klafft also eine große Lücke. Das MediaTech Hub Startup Snaque schließt diese Lücke nun mit einer neuen Software. Snaque hat eine Paywall-Erweiterung realisiert, mittels derer Leser:innen Premium-Content auch ohne Abo lesen können. Dafür wird vor die Inhalte eine kurze Interaktion mit Markeninhalten geschaltet.

Gegründet wurde Snaque von Tech-PR-Expertin Katja Waldor und Softwareentwickler Henning Tillmann. Ihre Idee zur Paywall-Alternative überzeugte auch die Jury des Media Founders Program, des Medieninnovationszentrums in Babelsberg und mittlerweile wurden sie nahtlos in den MediaTech Hub Accelerator übernommen.

Dreimal Swipen schaltet einen Artikel frei

Ist Snaque, das als einfaches Widget auf den Webseiten der Verlage eingebunden werden kann, integriert, bekommen die Nutzer:innen neben den üblichen Paywall-Versionen mit Abomodell oder 30-tägiger Testversion nun ein weitere Option angezeigt. Die Idee dahinter ist ganz einfach: Leser:innen interagieren mit Markeninhalten in Form eines Kurzsurveys, dabei handelt es sich um eine Art digitales Verkaufsgespräch. Im Anschluss lässt sich der Artikel freischalten und lesen, gegenfinanziert von den Werbetreibenden. Diese können die sogenannten „Snaque-Bars“, bestehend aus Fragen sowie Bildern und Logo, frei gestalten. Ein Reiseanbieter könnte Leser:innen beispielsweise zu Reisevorlieben befragen: „Magst du Städtereisen“, woraufhin in eine Richtung für Ja und in die andere Richtung für Nein geswipet werden kann. Auf die gegebene Antwort folgt eine weitere Frage, etwa „Verreist du gern mit dem Flugzeug?“ oder „Ist dir eine schöne Unterkunft wichtig?“, die sich auf die vorherigen Antworten beziehen. Nach zwei bis drei Swipes wird ein auf den/die Leser:in zugeschnittenes Angebot präsentiert, etwa ein Kurztrip nach Barcelona.

„Oft blinkt und flimmert es auf Webseiten überall. Wir haben uns gefragt: Wer nimmt das eigentlich noch wahr und klickt wirklich? Deshalb haben wir mit Snaque ein Modell realisiert mit dem die Leser:innen in Austausch gehen. Wir fragen nach Interessen und können ein zielgerichtetes Angebot vorlegen“, erklärt Katja Waldor.

Möchten die Nutzer:innen schnell und unkompliziert auf den Artikel zugreifen, müssen sie also wenige Fragen beantworten. Für Verlage hat es den Vorteil, dass sie ihre Inhalte zusätzlich monetarisieren können und Werbetreibende schalten Werbung, die wahrgenommen und mit der auch wirklich interagiert wird. Snaque erreicht mit seinen auf personalisierten Verkaufsgesprächen basierenden Werbeform Click-Through-Rates, die im Schnitt bei 15 Prozent liegen. Im Vergleich dazu zählt gewöhnliche Bannerwerbung lediglich Click-Through-Rates zwischen 1-3 Prozent. Auch die Interaktions- oder Verweildauer des Werbeformat liegt im Schnitt bei 22 Sekunden.

Systemübergreifende Einbindung des Widgets

Das Handling für die Verlage ist dabei denkbar einfach: Das Widget wird via API entweder an das Content Management oder Paywall System der Verlage angebunden. Dabei können diese selbst bestimmen, an welche Gruppe von Leser:innen sie den Snaque Playwall-Button ausspielen. Segmentspezifische Ausspielung auf Basis der verlagseigenen Daten ist hier das Stichwort. Snaque selbst sammelt keine personenspezifischen Daten und setzt auch keine Cookies. Die Anzeigen lassen sich im Software-eigenen Content Editor erstellen, Bilder und Logos per Drag und Drop ergänzen.  Die komplette Performance („Wer schaltet wann Artikel frei?“) ist dadurch einsehbar, dass das Widget in die Paywall-Systeme der Verlage integriert ist. Ist keine Paywall vorhanden, kann Snaque auch selbst als solche genutzt werden. Reichweitenportale, die mit ihrem Content auf möglichst viele Klicks abzielen und diesen deshalb frei zugänglich machen, können zum Beispiel für aufwendigere Artikel eine kleine Schranke einführen und zielgruppengerechte Werbung ausspielen.

„Wir treten nicht in Konkurrenz zum Abo-Modell“, stellt Waldor klar. „Wir ergänzen lediglich Paid Content um ein weiteres Angebot und schließen damit eine Lücke.“

Einfacher Zugang zu Informationen hilft gegen Fake News

Und diese Lücke wird nicht nur im Sinne eines nutzerfreundlichen Lesezugangs geschlossen, sondern auch in Hinblick auf den freien Zugang zu gut recherchierter und aufbereiteter Information in Zeiten von Fake News. Wichtigste Informationen sind mittlerweile oft hinter Paywalls versteckt, Falschinformationen dafür im Internet überall frei zugänglich und werden sogar gezielt gestreut.

Eine Sorge, die das Team von Snaque den Medienhäusern nehmen kann, ist die der sinkenden Abozahlen. „Die Verlage haben die komplette Kontrolle darüber, wie oft sie Snaque einsetzen“, sagt Katja Waldor. Zum einen ist für sie steuerbar, wann Snaque vor einen Artikel geschaltet wird und zum anderen hat der Einsatz bei der Sächsischen Zeitung gezeigt, dass Nutzer:innen, die durch einzelne Artikel die Chance bekommen, öfter hinter die Paywall zu schauen, eher ein Abo abschließen. Hier habe sich die Wahrscheinlichkeit um das Siebenfache erhöht. Durch die positive Nutzungserfahrung gelingt es,die Leser:innen länger im Sales Funnel für ein Abo zu halten.

Die Resonanz in der Branche ist seit dem offiziellen Markteintritt sehr positiv: Viele Medienhäuser haben aufgrund der positiven Berichterstattung in einschlägigen Fachmedien eine Integration von Snaque angefragt und einige von ihnen ergänzen direkt zu Beginn des neuen Jahres ihre Pay- um eine Playwall. Snaque überzeugt Fachverlage, überregionale sowie regionale Verlage gleichermaßen und zeigt, wie Monetarisierung journalistischer Inhalte neu gedacht wird.

Foto Credit: Dominik Butzmann

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